CC-Cremes im Test: Wie schlagen sich L’Oréal, dm & Co.?

Jahrbuch für 2017 | Autor: Frank Schuster | Kategorie: Kosmetik und Mode | 20.10.2016

CC-Creme im Test: Wir haben 16 Produkte getestet.
Foto: yurok/Shutterstock

Von B zu C: Wie ihre Vorgänger sollen CC-Cremes echte Multitasker sein. Doch in unserem Test war keine einzige Creme "sehr gut". Viele Produkte enthalten problematische Inhaltsstoffe, die aus unserer Sicht nicht in Kosmetika hineingehören.

Aktualisiert am 20.10.2016 | Wie ein Balsam zu wirken, das jeden Makel beseitigt, englisch "Blemish Balm", das versprechen schon die Anbieter der BB-Cremes. Wer B sagt, muss auch C sagen, dachten sich findige Werbestrategen und lancieren die CC-Creme. Das CC im Namen steht für "colour correction" Farbkorrektur.

L'Oréal, dm & Co.: CC-Cremes im Test

ÖKO-TEST hat 16 CC-Cremes eingekauft und die Inhaltsstoffe analysieren lassen. Außerdem sollten die Anbieter ihre vollmundigen Wirkversprechen belegen. Das Ergebnis: Die beworbenen Eigenschaften werden vielfach mit problematischen Ingredienzen erkauft. Das gilt für fast die Hälfte der Cremes. Sieben von 16 Produkten fallen mit "ungenügend" beziehungsweise "mangelhaft" durch den Test.

Einige CC-Cremes können zwar zumindest in puncto Inhaltsstoffe überzeugen. Dass es für die meisten von ihnen aber trotz eines "sehr guten" Testergebnisses Inhaltsstoffe nur zu einem Gesamturteil "befriedigend" reicht, liegt an Abwertungen für nicht erbrachte Nachweise der ausgelobten Anti-Aging-Wirkungen. Somit können wir insgesamt nur eine CC-Creme mit der Note "gut" empfehlen.

CC-Cremes mit problematischen Duftstoffen

Was ist im Test aufgefallen? In vereinzelten CC-Cremes im Test sind wir auf Duftstoffe gestoßen, die wir kritisch sehen. Dazu gehört künstlicher Moschusduft, der sich im menschlichen Fettgewebe anreichert und möglicherweise die Leber schädigen kann.

Für Minuspunkte sorgen auch der Einsatz des allergieauslösenden Duftstoffes Lyral sowie der ebenfalls problematischen Duftstoffe Hydroxycitronellal und Lilial. Die beiden letztgenannten Duftstoffe sind bei der betroffenen CC-Creme obwohl deklarationspflichtig nicht als Inhaltsstoffe angegeben. Das werten wir gleich noch mal ab. 

Potenziell hormonell wirkende UV-Filter gefunden

Darüber hinaus beanstanden wir problematische UV-Filter. Der Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktoren zwischen 6 und 30 wird bei den CC-Cremes im Tests teils mit problematischen UV-Filtern erreicht, die im Verdacht stehen, hormonell zu wirken.

An Tieren nachgewiesen wurde das bereits für die Substanz Ethylhexylmethoxycinnamat. Für Octocrylen liegen Hinweise aus Zellversuchen vor. Sieben CC-Cremes im Test enthalten mindestens einen der Stoffe.

Weitere Problemstoffe in CC-Cremes im Test

Ein weiterer Kritikpunkt: In fast der Hälfte der untersuchten CC-Cremes werden PEG-Verbindungen eingesetzt, um Wasser und Fett zu verbinden. Sie können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.

Außerdem finden sich in einigen Produkten Silikonverbindungen. Sie sorgen zwar dafür, dass sich die Creme gut verteilen lässt. Sie integrieren sich jedoch nicht so mühelos ins Gleichgewicht der Haut wie natürliche Öle.

Auch einige der eingesetzten Konservierungsstoffe sind keine gute Wahl. Das gilt für Verbindungen aus der Gruppe der längerkettigen Parabene, die im Verdacht stehen, wie ein Hormon zu wirken. Das beauftragte Labor hat Propylparaben einmal nachgewiesen. Die betroffene CC-Creme enthält zusätzlich auch noch die als allergen eingestufte halogenorganische Verbindung Iodopropinylbutylcarbamat.

Fehlende Belege zur vermeintlichen Anti-Aging-Wirkung

Nur zwei Anbieter im Test schickten uns detaillierte Studien zur angeblichen Anti-Aging-Wirkung ihrer CC-Cremes. Diese erbrachten aber leider auch nicht den Nachweis, wo die Vorteile gegenüber herkömmlichen Pflegecremes liegen sollen.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik und Wellness 2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Wir haben 16 Produkte eingekauft, die sich "Colour Correction", "Colour Control" oder "Cover & Correction" nennen. Die meisten Cremes richten sich an alle Hauttypen; die Läden führen sie teils unter Make-ups, teils unter Tagescremes. Die Preise reichen von 6 bis zu stolzen 50 Euro pro 50 ml.

Die Inhaltsstoffe: Versprochen werden alle nur denkbaren Effekte, kombiniert in einer einzigen Creme. Viele Rezepturbestandteile sollen's richten und zudem die Creme handhabbar und haltbar machen. Problematisch für Mensch oder Umwelt sollten sie allerdings nicht sein. Wir nahmen die langen Inhaltsstofflisten genauer unter die Lupe und schickten die Produkte in die Labore. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf problematischen Konservierungs- und Duftstoffen. Zudem können in CC-Cremes mit ihren zum Teil hohen Lichtschutzfaktoren bedenkliche UV-Filter enthalten sein.

Weitere Mängel: Anbieter, die ihr Produkt mit Anti-Aging-Wirkungen (gegen Falten, Pigment-/Altersflecken) anpreisen, sollten diese Eigenschaften ÖKO-TEST durch Studien belegen. Auch prüften wir, inwieweit die Verpackungen umweltbelastend sind und ob die gesetzlich geforderte Liste der Inhaltsstoffe auf der Hülle oder dem Beipackzettel abgedruckt ist.

Die Bewertung: Kosmetik sollte frei von umstrittenen oder gar bedenklichen Substanzen sein. Dann vergeben wir für die Inhaltsstoffe ein "sehr gut". Für problematische Duftstoffe, Konservierungsmittel, Emulgatoren und UV-Filter gibt es Minuspunkte, die sich zu "ungenügend" addieren können. Schlüsselt ein Hersteller auch auf Nachfrage die Farbbestandteile nicht auf, werten wir dies als Weiteren Mangel ab. Ebenso, wenn uns keine Studie zur angeblichen Anti-Aging-Wirkung vorgelegt wurde oder nur eine Zusammenfassung, aus der sich die Richtigkeit der Behauptungen nicht ableiten lässt. Ein Zuviel an Weiteren Mängeln wirkt sich negativ auf das Gesamturteil aus.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) PEG/PEG-Derivate; b) mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschus-Verbindungen (künstlicher Moschusduft); c) der bedenkliche UV-Filter Ethylhexylmethoxycinnamat; d) eine halogenorganische Verbindung (hier: Iodopropinylbutylcarbamat); e) der Duftstoff Butylphenyl Methylpropional (in der Tabelle: Lilial).

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Lyral, Hydroxycitronellal); b) das bedenkliche Paraben Propylparaben; c) der bedenkliche UV-Filter Octocrylen, falls nicht bereits wegen Ethylhexylmethoxycinnamat um zwei Noten abgewertet wurde; d) mehr als ein Prozent Paraffine/Erdölprodukte/apolare Silikonverbindungen.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils vier Noten: a) Weitergehende Wirkversprechen, Hersteller hat aber auf Anfrage keine Studie zum Wirkversprechen (Anti-Aging, Anti-Falten, Verhinderung neuer Pigmentflecken) zum Produkt vorgelegt bzw. nur eine Zusammenfassung geschickt bzw. nur eine Studie zum Wirkstoff; b) Anbieter schlüsselt auf Anfrage die Farbbestandteile der +/- bzw. May-contain-Deklaration nicht auf.

Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) Weitergehende Wirkversprechen, aber Mängel in der vorgelegten Studie: keine Vergleichstests gegenüber herkömmlicher Pflegecreme und/oder Studie liefert keinen Nachweis für das Wirkversprechen, Pigmentflecken zu reduzieren; b) fehlerhafte Deklaration: Die nachgewiesenen deklarationspflichtigen, problematischen Duftstoffe Hydroxycitronellal und Lilial waren nicht auf der in den Geschäften aushängenden Liste der Inhaltsstoffe deklariert; c) Liste der Inhaltsstoffe nicht direkt am Produkt vorhanden, obwohl dies bei dieser Produktart (Creme in Tube) möglich wäre. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Umkarton, der kein Glas schützt; b) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten.

Testmethoden

Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.

Halogenorganische Verbindungen: a) Wasserdampfdestillation, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. b) Reinigung der Proben mit Kieselgel, Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.

Diethylphthalat/deklarationspflichtige Duftstoffe/Moschus-Verbindungen: Extraktion mit TBME, GC-MS.

Parabene (falls Propyl-/Butylparaben deklariert): HPLC-UV.

Paraffine/Erdölprodukte/apolare Silikonverbindungen: Deklaration und/oder HPLC/RI.

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: April 2015.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik und Wellness 2016 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2017 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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